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Bremsen und Lenken
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Die Bremsen wurden besser, je weiter sich die
Materialien und das maschinenbautechnische Know-How entwickelten.
Die ersten Fahrräder hatten gar keine Bremsen, was erheblich
zu ihrem halsbrecherischen Ruf beitrug. Um Fahrräder populärer
zu machen, musste ein Mechanismus zum Abbremsen und Anhalten gefunden
werden. Allen Bremsen, auf welchem Mechanismus sie auch beruhen
mögen, ist eine Eigenschaft gemeinsam: sie erhöhen die
Reibung (meistens auf das Rad) und erlauben dem Fahrer somit,
seine Fahrt zu verlangsamen oder zu stoppen. Das Lenken ist in
der Entwicklung des Fahrrads ein konstanter Faktor geblieben.
Während die Lenkstange sich weiterentwickelt hat, sind die
Grundsätze des Steuerns und des Kontrollierens eines Fahrrads
unverändert geblieben. Was sich in letzter Zeit indessen
verändert hat, ist unser wissenschaftliches Verständnis
vom Lenken eines Fahrrads.
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Die Abfahrts-Rennfahrerin Missy Giove ist
auf ihre schnellen Reflexe angewiesen und auf ihre Technik,
Kurven zu schneiden. Abfahrtsrennen gehören zu den
gefährlichsten aller Radsportarten. Mehr über
Missy auf Seite 2 dieses Abschnitts ...
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BILDQUELLE:
CANNONDALE BICYCLES
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In die Eisen steigen
Das erste weitverbreitete Bremssystem war als
"Der Läufer" bekannt und kam schon bei den Hochrädern
des 19. Jahrhunderts zum Einsatz. Die Läufer-Bremse beruht
auf einem einfachen Prinzip: durch das Herunterdrücken eines
Hebels wird ein metallener Schuh auf die Lauffläche des Reifens
gedrückt, wodurch Reibung entsteht und das Fahrrad somit
verlangsamt wird. Problematisch bei diesem System ist allerdings
die Abnutzung des Reifens (bei pneumatischen Reifen funktioniert
diese Methode sowieso nicht so gut, selbst wenn der metallene
Stopper mit Gummi bekleidet ist) und die dramatisch nachlassende
Bremswirkung auf nassen Oberflächen. Wasser vermindert die
Reibung zwischen dem Bremsblock und dem Reifen, und die Bremskraft
ist dahin ...
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Die Rücktrittbremse
Die Rücktrittbremse ist noch immer weltweit
verbreitet. Man findet sie in den gebräuchlichen, technisch
weniger anspruchsvollen Alltags- und Gebrauchsfahrrädern.
Auch manche Kinderräder und Dreiräder sind damit ausgestattet.
Bei der Rücktrittbremse wird die Bewegung der Pedale umgekehrt.
Der Bremsmechanismus befindet sich innerhalb der Nabe des Hinterrades
und drückt von dort aus nach außen auf die Nabe,
wodurch wiederum Reibung erzeugt wird und das Fahrrad sich verlangsamt.
Diese Bremse ist außerordentlich stark und tendiert dazu,
das Hinterrad zu blockieren oder sogar ins Schleudern zu bringen,
wenn sie angewendet wird.
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Eine Rücktrittbremse eines alten
"Cruiser"-Fahrrads.
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Felgenbremsen
Die beliebteste Bremse bei Straßenrennrädern
und Mountainbikes ist die Felgenbremse. Der Fahrer betätigt
diese Bremsen, indem er die Bremshebel anzieht, die wiederum
an Kabeln ziehen, wodurch Bremsblöcke gegen die Felgen
des Vorder- oder des Hinterrades gepresst werden. Felgenbremsen
wiegen nicht viel und sind nicht teuer, und dennoch haben sie
auch ihre Nachteile. Bei nassem Wetter kann der Bremsweg doppelt
so lang ausfallen wie bei trockenem Wetter. Das Wasser wirkt
wie ein Gleitmittel auf den Seiten der Felgen. Und bei extrem
langen Bremsmanövern, etwa beim Bergabfahren, können
die Felgen sich so sehr erhitzen, dass sie sogar ein Loch in
den Fahrradschlauch brennen können!
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Beim Bremsen mit Felgenbremsen wird
den Fahrern dazu geraten, nur sanften Druck anzuwenden und diesen
nur kontrolliert zu verstärken. Durch diese Modulation verbessert
sich die Wirkung der Bremsen, insbesondere bei nassem Wetter,
da auf diese Weise zunächst etwas von dem überflüssigen
Wasser von den Felgen entfernt wird. Außerdem versichert
der Fahrer sich durch seine Intervall-Bremsung davon, dass die
Reifen nicht blockieren (sobald der Reifen aufhört sich zu
drehen, beginnt der Fahrer die Kontrolle über das Fahrrad
zu verlieren). Paul Doherty vom Exploratorium erklärt dazu:
"Sobald die Reifen blockieren, gerate ich ins Schleudern
und verliere jegliche Kontrolle über das Fahrrad. Genau wie
die ABS-Bremsen beim Auto will ich die Räder auch beim Bremsen
noch immer ein wenig am Rollen halten, so dass ich weiterhin steuern
und das Fahrrad kontrollieren kann."
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Paul Doherty über das
Bremsen
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Beim Bremsen ist es außerdem
wichtig
, die Bremswirkung gleichmäßig
zwischem dem Vorder- und dem Hinterrad zu verteilen. Paul erklärt
dazu: "Das Wichtigste beim Bremsen ist, dass man schnell
und gleichzeitig kontrolliert stoppt, ohne dabei über die
Lenkstange zu fliegen. Wenn ich Fahrrad fahre und dann zu Bremsen
beginne, will mein Körper aufgrund seiner Trägheit immer
noch weiter geradeaus, so dass sich mein Gewicht nach vorne verlagert.
Natürlich muss ich auch mit der Vorderbremse bremsen, aber
wenn ich sie zu stark einsetze, endet es damit, dass ich über
die Lenkstange fliege. Beim idealen Bremsen verteilt man die Bremskraft
zwischen der Vorder- und der Hinterbremse, um den maximalen Effekt
zu erzielen."
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Nachdrücklich betont die US
Cross-Country Meisterin Ruthie Matthes auch die Bedeutung der
Planung beim Bremsen und führt dabei ähnliche Gründe
an wie Paul. Sie sagt: "Wir haben das Glück, das wir
unsere Rennstrecken im voraus abfahren dürfen, so dass wir
unsere Bremsmanöver planen können." Zum Bremsen
in scharfen Kurven erläutert Ruthie: "Wenn ich im Rennen
an eine scharfe Kurve komme, bremse ich schon ein ganzes Stück
vorher ab und löse dann in der Kurve die Vorderbremse und
benutze nur noch die Hinterbremse."
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Ruthie Matthes über ihre
Bremstechnik
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Bremsen und Lenken
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©1997-99 Das
Exploratorium
Übersetzung:
Andrea
Bandelli
/
newMetropolis
- nachgesehen
von
Eckhard Stasch
/
institut pm
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