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Rahmen und Materialien
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Design
Der beliebteste und am weitesten verbreitete
Rahmentyp ist als Diamant-Rahmen bzw. als Doppeldreieck bekannt.
Dieser Entwurf hat sich nur wenig verändert, seit sich
das Sicherheits-Fahrrad um 1880 durchzusetzen begann.
Paolo erläutert dazu: "Das Doppeldreieck hat sich
durch seinen günstigen Materialverbrauch, durch den stützenden
Effekt der Winkel und allgemein durch seine hohe Stabilität
durchgesetzt. Es vereint in sich Robustheit und gute Fahreigenschaften."
Die Stabilität des Designs rührt von den Dreieck Formen
her, die das Diamant-Design prägen. Paolo erklärt
uns: "Das Dreieck ist eine sehr eindrucksvolle Struktur.
Man kann beobachten, wie Ingenieure und Tüftler mit verschiedenen
Formen und Strukturen spielen, aber sie neigen dazu, immer irgendwie
auf das Dreieck zurückzukommen, und seit das Fahrrad im
Prinzip aus drei Dreiecken besteht, hat sich herausgestellt,
dass dies eine ziemlich stabile Struktur ist."
Obwohl das Diamant Design das Grundprinzip
der meisten Fahrrädern darstellt, die heutzutage gebaut
werden, probieren manche Rahmenbauer neue Variationen dieses
klassischen Entwurfs aus. Zum Beispiel werden manche Kohlenstofffaser-Rahmen
mit ovalen Rohren hergestellt, um das Fahrrad aerodynamischer
zu machen. Neue Fahrradtypen mit Rundum-Federung sind vom Diamant
Design abgewichen und haben sich den Spaß erlaubt, den
Fahrersitz auf dem Lenkerschaft zu platzieren. Aber die meisten
Variationen des Designs waren subtiler und zielten auf die Verbesserung
der Fahrleistung in verschiedenen Arten von Gelände oder
bei unterschiedlichen Beanspruchungen ab.
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BILDQUELLE: CANNONDALE
BICYCLES
Auf der Suche nach einer Federung
Seit den ersten Tagen des Fahrrades haben die Fahrrad-Konstrukteure
auf unterschiedliche Arten versucht, das Radfahren geschmeidiger
und fließender zu machen.
Um 1880 gab es noch kaum gepflasterte Straßen,
und die Fahrradreifen waren aus Holz oder aus Metall.
Obwohl die pneumatischen Reifen schon eine Menge geholfen
haben, wurde weiterhin versucht, durch die Einführung
von Federn, Hebelarmen, schwingenden hinteren Dreiecken
und anderes mehr, dem Fahrrad polsternde Eigenschaften
hinzuzufügen. In den Jahren 1930 fingen die Designer
an, Ideen aus dem Motorradbau zu übernehmen, etwa
die Vordergabel mit Teleskopfederung, und sie den den
"deluxe" Fahrrädern hinzuzufügen
.
Vor dem Hintergrund des Booms bei den Mountainbikes
haben sich die Designer unserer Tage wieder sehr intensiv
mit der Frage der Federung beschäftigt. Denn das
steinige, unwegsame Gelände, in dem Mountainbiker
häufig unterwegs sind, gab dem Wunsch nach wirksamen
Federungssystemen natürlich neue Nahrung. Federung
bedeutet aber oft auch mehr Gewicht und sonderbare Lenk-
und Treteigenschaften. Allerdings hat das Aufkommen
neuer, ultraleichter Materialien, kombiniert mit einem
verfeinerten Design, der gefederten Vordergabel bei
den Mountainbikes zum Durcbruch verholfen. Auch mit
der "Duo-Federung" wurde experimentiert, mit
dem Ziel, auch das Hinterrad zu federn, ohne dabei die
Treteigenschaften zu verändern.Viele gute Designs
sind entwickelt worden, vom schwingenden Hinterradgestänge
zu Designs, bei denen die Fahrer auf einem Kohlenstofffaserholm
sitzen, der aus dem Lenkkopf herausragt. Obwohl das
steigende Gewicht bei diesen Maßnahmen noch immer
ein Problem darstellt, haben gefederte Mountainbikes
wegen des Komforts und ihres Fahrverhaltens eine wachsende
Zahl von Liebhabern gefunden.
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Enge Spur und offenes Gelände
Den Unterschied zwischen einem City Fahrrad
und einem Mountainbike kann man auf den ersten Blick erkennen.
Aber es ist manchmal schwierig, verschiedene Modelle desseselben
Fahrradtyps zu unterscheiden. Manche Mountainbikes haben beipielsweise
einen langen Radstand, was sie stabiler für hohe Geschwindigkeit
macht, ihnen zugleich aber ihre Wendigkeit nimmt. Solche Fahrräder
haben ihre Stärken im offenen Gelände, aber sie bereiten
dem Fahrer Schwierigkeiten beim Manövrieren in einem eng
abgesteckten Parcour. Die Länge des Radstandes, die Steigung
der Oberstange, und weitere Unterschiede im Rahmendesign geben
den Ausschlag, ob ein Rad sich besser für offenes Gelände
oder für den Bahnsport eignet.
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Ruthie Matthes ließ die Ausstattung ihres Fahrrades
genau auf die speziellen Anforderungen des Cross-Country
Fahrens und auf ihre persönlichen Wünsche
abstimmen
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BILDQUELLE:
PEARL IZUMI / JOHN KELLY
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Die Beanspruchung des Rahmens
Fahrradrahmen müssen dafür ausgelegt
sein, verschiedene Arten von Belastung aushalten zu können.
In erster Linie muss der Rahmen natürlich sich selbst tragen,
sowie auch die verschiedenen Bauteile des Fahrrads, die an ihm
befestigt sind. Diese Lasten werden als die statische Belastung
bezeichnet. Hinzu kommt, dass der Rahmen das Gewicht des Fahrers
oder der Fahrerin, die Kräfte des Tretens und Bremsens
und auch die Erschütterungen von der Fahrbahnoberfläche
aufnimmt. Dies ist die dynamische Belastung; sie stellt seit
jeher das größere konstruktive Problem dar, weil
sie, wie der Name schon andeutet, variabel ist und in ihrer
Intensität schwankt.
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Der Rahmenkonstrukteur Paolo Salvagione
erklärt uns, welche Stellen eines Rahmens den stärksten
Belastungen ausgesetzt sind. "Stell dir ruhig mal die Lenkergabel
als Brechstange vor, die an dem Lenkerrohr ansetzt. Nimmt man
nicht nur die Länge der Gabel, die 16 inch (40,64 cm) sein
soll, sondern dazu noch den halben Durchmesser des Rades, der
- sagen wir - 13 inch (33,02 cm) beträgt, dann hat man es
also eine ziemlich langen Brechstange zu tun. Also, wenn man abwärts
fährt und man stößt mit dem Vorderrad auf einen
ziemlich harten Widerstand, da hat man einen langen Hebel, der
viel Druck auf ein sehr schmales Rohr ausübt. Das ist also
so eine Stelle, wo eine Menge Energie abgeleitet und verteilt
werden muss." Paolo führt weiter aus, dass die Energie,
die bei so einem Stoß produziert wird, einen Radfahrer aus
dem Sattel werfen oder sogar die Rohre beschädigen kann.
Die meisten Rahmen werden aber entworfen, um auch weniger gewöhnlichen
Belastungen wie der eben geschilderten zu widerstehen.
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Rahmenkonstrukteur Paolo Salvagione
erklärt, welche Stellen des Rahmens den stärksten
Belastungen ausgesetzt sind
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Die anderen Bereiche
des Rahmens, mit denen sich Paolo intensiv beschäftigt, sind
jene, die hohen Dauerbelastungen standhalten mussen. Dies sind
vor allem die Teile im Bereich der Kraftübertragung, also
in der Nähe der Kette. Das ständige Treten überträgt
Kraft auf dem Rahmen. Die betroffenen Stellen müssen nicht
nur statische Belastungen aushalten, sondern nehmen zusätzlich
noch hohe dynamische Belastungen auf. Paolo setzt seine Erfahrung
und sein technisches Wissen ein, um sicher zu stellen, dass seine
Fahrräder alles wegstecken können, was ihnen unterwegs
so widerfährt.
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Rahmen und Materialien
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©1997-99 Das
Exploratorium
Übersetzung:
Andrea
Bandelli
/
newMetropolis
- nachgesehen
von
Eckhard Stasch
/
institut pm
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